MOTOVUN Wein- und Trüffeleldorado zugleich

MOTOVUN Wein- und Trüffeleldorado zugleich……

Nicht zum Ersten, aber sicher auch nicht zum letzten Mal, war ich im Mai 2019, auf der kroatischen Halbinsel ISTRIEN, dem kleinen, vielleicht letzten Weinparadies in Europa. Ohne wirklich zu wissen, was mich auf der angesagten Weinmesse VINISTRA http://www.vinistra.com in Poreč  erwartet, bin ich einer Einladung des gleichnamigen Messeveranstalters und dem Münchner Reisespezialist für Kroatien, I.D.Riva Tours http://kroatien-idriva.de gefolgt. Zusammen mit der Messeorganisation wurde mein Aufenthalt perfekt, bis ins letzte Details geplant. Man wünschte sich eine Masterclass mit Paula Bosch. Eine hochwertige Weinprobe mit besten Winzern aus der Region. Das war für mich eine leichtere Übung, hatte ich doch im Jahr zuvor, einige Gelegenheiten die Weine zusammen mit den Winzern in München, im Pressehaus von MERKUR und TZ, später auch noch vor Ort auf den Weingütern, zu probieren. Das war genau zur Trüffelelzeit, jenem kulinarischen Hot Spot Istriens.

Was mich aber dann im Mai d.J. wiederholt erwartete, hat mich nicht mehr überrascht, dafür aber umsomehr überzeugt. Abgesehen von der Gastfreundschaft und Großzügigkeit der Menschen, ist mir in erster Linie die Qualität ihrer Weine aufgefallen. Die kleine Weinfachmesse VINISTRA, die mich mehr an einen regelmäßigen Treff, ein Fest von Produzenten mit ihrer Kundschaft und privaten Weinfreunden erinnerte, ist trotz seiner über 25zig jährigen Tradition, immer noch im Aufbau. Man denkt an internationale Erweiterungen bei den Ausstellern, aber mir scheint, dass bis dahin noch einige Jahre vergehen werden.
Weil die Messe sehr übersichtlich war, blieb mir aber viel Zeit und Gelegenheiten mit den Weinmachern selbst zu fachsimpeln, sie zu löchern mit den üblichen Fragen zu ihren Weinen, Rebsorten, Weinbergen, Böden und nicht zuletzt zu ihren Herstellungsmethoden. Wenn das Weinland Istrien außerhalb seiner Landesgrenzen überhaupt bekannt ist, dann meistens in erster Linie für die Produktion der sogenannten „Naturweine“. Darunter versteht man Weissweine, die wie Rotweine maischevergoren, auch ohne chemische Zusätze und keiner oder nur geringer Schwefelung.

Erste Proben für die Masterclass

Meine TIPPS zu Weingütern und ihren Weinen

Leider sind die produzierten Mengen oft sehr überschaulich und werden häufig vor Ort getrunken. Ein Versuch sie zu finden, sie zu entdecken lohnt sich aber auf alle Fälle und garantiert vinologische Highlights.

BENVENUTI Motovun

Das Weingut der Benvenutis liegt etwas abseits im Landesinneren, im kleinen Ort Kaldir bei Motovun. Hier scheint man im istrieschen Obstgarten zu sein. Soweit das Auge reicht, stehen zwischen den vielen kleinen Weinbergen auch Bäume mit Äpfeln,  Birnen, Bananen, Kirschen, Pfirsichen, Orangen, Nüssen und Palmen. Ein eigenes Mikroklima beherrscht die Region, verleiht den Reben ihren Charakter. 

Livio Benvenuti wird von seinen Söhnen Nikola (Präsident der Vinistra) und Albert soweit unterstützt, dass er seine Aufgabe weitestgehend in der Pflege der Weinbergen sieht. Die drei regionalen Rebsorten, Malvazija, Teran und Muškat bestimmen auf dem nur 6 Hektar kleinen Weingut das Programm. In der Spitze ihres Sortiments brillieren sie derzeit mit dem Rotwein Santa Elisabetta, der zu 100% aus Teran gekeltert und in Holzfässern unterschiedlicher Größen und Herkunft ausgebaut wird. Großartig ist der Jahrgang 2015,  nicht nur extrem dicht, reichhaltig und tief, sondern auch voll samtiger Textur mit seidiger Eleganz und enormer Länge. Für mich der beste Teran auf der Vinistra 2019. Die Süßweine aus Muškat oder Malvazija suchen ihresgleichen.

Biodynamie ist bei CORONICA selbstverständlich. Weiße & rote Reben stehen auf eisenhaltigem, roten Boden

CORONICA Umag

Die Weine von Moreno Coronica wurden mir schon bei meinem ersten Besuch voller Stolz in besten Restaurants, als die Creme de la Creme aus Istrien serviert. Nach wenigen Schlucken seines Premium Weißweines „Gran Malvazija“ waren selbst meine Zweifel beseitigt. Bald war mir aber auch klar, dass ich diesen Mann, der so fabelhafte Weine macht, unbedingt in seinem Weingut besuchen muss.

Ohne große Vorplanung habe ich meinen Besuch nach weiteren Proben auf der Weinmesse, bei Moreno ankündigen lassen. Er war sofort bereit, trotz Zeitnot und erheblichen, technischen Problemen mit einer seiner Gerätschaft im Keller. Unglücklich schien auch der Zeitpunkt meiner Ankunft, für ihn Lunchtime, aber kein Problem, ich war sofort aufgenommen, bekam ein erstklassiges Ragout vom Octopus mit Polenta und ein Glas Rotwein, gereift, 2009 Gran Teran. Was für ein Einstieg! Stunden später probierten wir nach dem Rundgang durch den überschaubaren neuen Keller und einigen Faßproben, nochmals. Schwarz wie die Nacht, Brombeeren, Cassis, Holunderbeersaft. Die ganze Würze eines reifen Syrah von der Côte Rotie, die Kraft eines Barolo und der Samthandschuh eines großartigen Burgunders, begrüßten meine Sinnesorgane erneut. Was für ein Erlebnis. Für die Zeit der Reife liegen die Weine in großen Holzcuvees aus der friulanischen Edelfassmanufaktur Garbellotto. Davor aber wurde ich schon nahezu geplättet mit einer reifen Version seines Basis-Weißweins, 2004 Malvazija. Blind wäre ich mit ziemlicher Sicherheit bei einem sehr guten Burgunder gelandet. Nur die Höflichkeit lies mich schweigen, am liebsten hätte ich den Rest der Flasche im Hotel als Sundowner besonderer Klasse getrunken.

Eine Tour durch die direkt hinter dem Anwesen gelegenen „Weingärten“ überzeugte mich auf den ersten Blick, dass  Morenos Geschichten über seine Reben und Rebgärten, Geschichten von gelebten Arbeitstagen waren. Ein durch und durch überzeugter Lokalpatriot mit beeindruckender Charakterstärke, die in jedem seiner Weine zum Ausdruck kommt.