Pünktlich, genau gesagt wenige Stunden vor dem ersten Advent, holte ich eine reife Flasche Bordeaux aus meinem Keller. Mal sehen ob es sich gelohnt hat…

Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande 1981 so lange zu lagern, war in diesem kleinen Jahrgang ein Risiko. Kleine Jahrgänge länger zu behalten, ist einer alten Wein-Weisheit zu Folge nur für große Weine geeignet. Die „Comtesse“, wie man sie liebevoll in Fachkreisen nennt, ist schon seit dem legendären 82er Jahrgang unter den Bordelaisern Gewächsen einer meiner Lieblinge, allerdings mit kleinen Schwankungen, in menschlichen Beziehungen würde man dieses Auf und Ab Beziehungskrise nennen.

Vor knapp einem Monat probierte ich die 83er Comtesse als Alternative für den leider völlig oxidierten 1982er Barolo „Monprivato“ von Guiseppe Marcarello. Kellerkühl, kurz dekantiert. Strahlendes Rubin mit gereiftem Rand. Opulenter Duft von getrockneten Kräuter der Provence, Grünem Pfeffer, Waldboden, Moos. Sehr feines Tannin, sanft im Geschmack, süßlich wie gereifte Burgunder. Wunderschöne Fülle, Trinkgenuss pur mit schöner Länge. In den nächsten 2 – 3 Jahren trinken.

Der 81er ist bedeutend kürzer und weniger druckvoll, aber charmant und in Ehren gereift. Karmesinrot, verhaltener Duft von Pralinen, Sternanis, Leder, Tannenholz. Im Gaumen eine Spur schlanker, ein Hauch gröber. Angenehmer, feiner Trinkspaß. Der zweite Advent kann kommen…