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Caymus “Special Selection”

April, April! Mit meinen Wein-Freunden durfte ich in Gräfelfing im April an einer Caymus “Special Selection” Verkostung teilnehmen, die mir nach der Blindprobe mal wieder die Augen öffnete und mir klar machte: Ich muß noch viel mehr probieren! Dieter – ein ganz großer Fan und Kenner der allerbesten Weine aus Kalifornien, hatte zur Probe geladen, nicht nur um unseren Weinhorizont zu erweitern, sondern auch um selbst zu erfahren wie sich die größten Rotweine des Napa Valley’s im Alter von 20 bis 30 Jahren in seinem Keller entwickelt haben. Dabei haben wir eine Überraschung nach der anderen erlebt. Probiert haben wir 1981 – 1992.

Ein großes Kompliment und dickes Dankeschön an Dieters Frau Christa, die uns mit passenden Köstlichkeiten aus der Küche begleitete.

Start in den Abend: Dom Perignon Oenothek 1995

Erst nach 13 Jahren Reifezeit wurde der Dom Perignon Oenothek 1995 für würdig befunden, degorgiert zu werden, um damit zu seiner eigentlichen Bestimmung, dem Trinkgenuss, aus den Kellern entlassen zu werden.
Der Jahrgangs-Dom Perignon Vintage 1995 wirkt dagegen sehr viel gereifter (und älter) als die viel später, 2008 degorgierte Oenothek, die wir hier probieren durften.

Ein herrlich frisch nach weißen Blüten duftendes Bukett. Äpfel, Birnen, gelbe Rosen, weisser Flieder schweben unter der Nase. Im Mund sanfte Säuren und cremige Mousseux, leichte Salzigkeit mit Jodspuren; zerbrechlich fein und zart, aber auch vielschichtig wie ein Baumkuchen mit all seinen nussigen Noten. Gerne würde ich ihn die nächsten zwanzig Jahre immer wieder trinken!

Ein ungleiches Paar aus 1984

Caymus Vineyards Napa Valley Cabernet Sauvignon 1981-1984

Das war mal ein wieder typischer Dieter Überraschungs-Flight: entweder man schmeckt es oder nicht. Ich habe es nicht geschmeckt, dass hier ein völlig anderer Wein als Partner von Caymus daneben stand. Vielleicht lag es daran, dass sich die Weine sehr ähnlich waren, meine Notizen jedenfalls sind es. Beide sind in der Farbe gleich: reifes Karmesin mit orangen Tönen zum Glasrand hin. Im Duft sehr viele balsamische Noten, was ja typisch ist für das Alter. Pflaume, Lakritze, Jod, Teer, Waldboden, feuchte Erde, Eukalyptus. Immer noch präsente Tannine, Caymus leicht mehlig, aber straff und jugendlich, unglaublich lebendig im Gaumen, während Insignia um Spuren trockener, medizinal und strenger wirkte.

Ein flotter Dreier

1981-1989-1982
Der 1981er war nicht nur physisch der reifste Wein in der ganzen Probe, sondern auch im Gusto. Deutlich wahrnehmbare Madeiranoten im Duft und Geschmack. Pilze, schwarzer Trüffel, erdig. Die Tannine wirken sehr schön gereift neben der kernigen Säure, die sich neben der gereiften Aromatik doch sehr in den Vordergrund drängte. 1989 wirkte wesentlich jünger mit straffen, ja sogar spröden, Mund-austrocknenden Tanninen. Die jodige Medizinnote mit pfeffrigem Ausklang gab dem Wein eine immer noch sehr ansprechende Reife und Charakteristik. 1982 – das leichte Karmesinrot ließ auf einen älteren Jahrgang schließen. Die anfänglich verschlossene Aromatik irritierte zuerst, der Geschmack mit seiner Burgunderartigen cremigen Struktur wußte aber zu begeistern. Hier stimmte alles: sanft, geschmeidig, seidig, saftig mit perfektem Abgang. ein ganz wunderbarer Stoff.

Wer gewinnt?

1986 & 1990 im Kampf mit 1990 Maya von Dalle Valle.
Beide Jahrgänge brachten erstaunlich große Mengen mit exzellenten Qualitäten und das nicht nur hier im Napa Valley, sondern auch ganz besonders in Bordeaux.Caymus “Special Selection” ist in Hochform. Jugendliche Farbe, d.h. tiefdunkelrot, satt bis zum Kern. Brombeer, Holundersaft, Schwarzkirsch als fruchtige Komponenten. Schwarzer Trüffel und Bitterschokolade im dichten, saftigen Körper. Komplex mit Tiefe und enormer Länge.
Der 1990 ist nicht ganz so dunkel, dennoch immer noch jugendlich tieffarbig. Rote Johannisbeere, Zwetschgen, Preiselbeere, Traubenzucker wie Dextropur. Facettenreiche Schokonoten. Reife Gerbstoffe, rund und sehr schöne Länge.
Maya ist nicht nur ein außergewöhnlicher Wein von Dalle Valle, er ist mindestens genauso rar. Und doch erlebte ich eine weniger schöne Tatsache: Die Farbe war so schwarz, tiefdunkel wie ich es selten gesehen hatte. Das Bukett bestand nur aus puren Holzaromen, die ohne jegliche Frucht aufdringlich die Nase attackierten. Von Weinaromen wenig zu riechen. Ein kunstvoller Saft mit strengen, sperrigen Tanninen, nichts von all dem was man hinter dieser Etikette erwartet. Vermutlich keine echte Flasche, schade!

Höhen und Tiefen

1983 – 1992 – 1985 -1991
Vier Weine, vier unterschiedliche Jahrgänge, aber alle vier waren perfekt gereift und jeder ein wunderbarer Trinkgenuss. Dementsprechend leer waren dann auch unsere Gläser. Der ’83 er strahlte mit jugendlicher, frischer Frucht wie Sauerkirsche und Preiselbeere, sexy im Geschmack, klar ohne Kanten, weniger Kraft, dafür mehr Spannung. 1992 prahlte mit Finesse und Elegance, keine marmeladige Frucht, blitzsauberer Blütenduft, dezenter Charakter, viel Charmes mit frischer Säure und superfeinem Tannin. Noch gute Zukunft.1985 – ein gereifer Gigant im Seidenanzug. Balsamische Aromen von Waldboden, Pilzen, Korinthen, Lakritze und vieles mehr. Im Mund schlank, eher ein Typ Bordeaux, sehnig, stylisch mit festem Nachdruck und Länge. Ein ganz großer Wein auf bester Höhe! Sieger des Abends. Der ’91er hatte es an dieser Stelle schwer. Aber er konnte beeindrucken mit seiner lebendigen und sehr frischen Säure. Die Aromatik wirkte gemischt mit fruchtigen und blumigen Anklängen. Zarte Eichentöne, Spur von Süße und Vanille. Trotz etwas strenger Art mir ganz angenehm. Sicher auf dem Höhepunkt.Caymus “Special Selection”

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