Zum Beginn des Jahres 2013 stand eine Burgunderprobe in meinem Timer, auf die ich nicht nur sehr neugierig war, ich habe mich regelrecht darauf gefreut!
Die Plätze zu der spektakulären Blindverkostung mit Weinen aus dem Jahrgang 2009 waren auf ein Dutzend begrenzt. Nicht nur, weil das Platzangebot klein, sondern auch weil die Anzahl der servierten Weine auf 1 Bouteille begrenzt war. Hochwertige, rare Gewächse, teils Grand Crus, sündhaft teuer. Dementsprechend gespannt auf das was da kommen mag, waren die Teilnehmer, ich inklusive.
Thomas Boxberger, Inhaber des Weinhandels EXTRAPRIMA Friedrichsplatz in Mannheim, war nicht nur Initiator, Organisator und Moderator für diesen Event, er hat auch dafür gesorgt, dass die Gäste vor der Probe und danach ausreichend mit leckeren Köstlichkeiten versorgt wurden. Seine Kochkünste durfte ich wiederholt genießen und habe dabei festgestellt, dass sich so mancher Chef der Spitzengastronomie Europas fragen kann, warum ein solches Talent Wein verkauft und nicht auf Teufel komm raus kocht? Aber das ist eine andere Baustelle. Dennoch: ganz große Anerkennung, Danke!
Die Weine: 4 Flights á 3 Weine
Gevrey-Chambertin 1er Cru, les Cazetiers, Olivier Bernstein
Gevrey-Chambertin 1er Cru, Lavaux St. Jacques, Claude Dugat
Vosne Romanée 1er Cru, Les Baux Monts, Domaine Leroy
Charmes-Chambertin, Grand Cru, Claude Dugat
Clos de Vougeot, Grand Cru, Olivier Bernstein
Clos de Vougeot, Grand Cru, Domaine Leroy
Clos de la Roche, Grand Cru, Olivier Bernstein
Clos de la Roche, Grand Cru, Domaine Leroy
Mazis-Chambertin, Grand Cru, Olivier Bernstein
Griotte-Chambertin, Grand Cru, Claude Dugat
Latricières-Chambertin, Grand Cru, Domaine Leroy
Chambertin, Clos de Bèze, Grand Cru, Olivier Bernstein
Vorab gesagt, die Preise der Weine aus dem Hause Leroy, sind trotz aller Anerkennung und Respekt vor Madame, nicht von dieser Welt. Wenn die Weine dann auch immer die Erwartungen erfüllen würden, dann könnte darüber diskutiert werden, ob sie den Raritätenbonus wert sind. Wer aber eine Flasche für 800,- bis 1500,-€ erwirbt und diese nicht reklamieren kann, ist das bitter. Drei von vier Weinen waren nicht perfekt, bis auf den Latricières-Chambertin, der war dann aber außerirdisch. Es gab einige Diskussionen, ob der dumpfe Kellerton, für mich leicht korkig, Mottenkiste und Kampfer ähnliche Duft, ein Kork,- oder Kellerproblem des Hauses sei.
Während meiner Tätigkeit im Tantris hatte ich zahlreiche Möglichkeiten die Weine von Madame Lalou Bize Leroy zu verkosten, auch vor Ort in Burgund auf D’Auvenay. Dieser leicht muffige Geruch war nie vorhanden, war für mich kein Merkmal für diese Weine. Vielleicht war das tatsächlich ein Problem des Jahrgangs und seinen Korken.
Flight 1

Dugat oder Bernstein? Für mich ging dieses Rennen unentschieden aus, weil ich einerseits die Üppigkeit der vordergründigen, aber klaren Fruchtpräsenz mit deutlichen Eichenholztönen der Weine von Dugat sehr schätze, und andererseits die verschlossene Art des Gevrey-Chambertin von Bernstein für eine Frage der Zeit halte. Der kräftige, leicht animalische Wein zeigte in seiner Tiefe doch rote Früchte, Beeren und eine rohe Fleischnote, die sich einfach noch entwickeln muss.Den Vosne-Romanée von Leroy habe ich wegen seines Fehlers nicht beurteilt.
Flight 2

Leroy fiel den Teilnehmern wieder negativ auf, war Gesprächsstoff dieser Runde. War das fehlerhaft oder nicht, ich meine diese Flasche war jedenfalls nicht die beste, die von diesem Grand Cru abgefüllt wurde. Für mich schien sie unnahbar, sperrig wie ein trotziges Kind, welches ein schönes Kleid mit Preiselbeeren, Sauerkirschen und schwarzem Pfeffer trug. Die mehligen, strengen Tannine glichen einem rauen Textur. Viele offene Fragen für einen Wein in der Königsklasse. Preis: 1500,- € pro Flasche!
Dugats Charmes-Chambertin präsentierte eine verführerische Nase. Viel frische Frucht und grüne Kräuter, animalische Anklänge, reiche Mineralität. Im Gaumen dann noch sehr harsch, strenges Tannin, etwas rustikal. Insgesamt noch sehr verschlossen und die Holzaromen im Vordergrund. Der Wein braucht noch einige Jahre Entwicklung.
Bernsteins Clos de Vougeot glich einem schweren Stoff. Sein Kleid war solide, stabil ohne Unterbrechung, Kante an Kante. Sehr viel Würze, Maggikraut, Geräuchertes, leicht speckig am Gaumen, präsente Tannine, dezent in der Säure, klarer Charakter mit sehr schöner Textur und Länge.
Flight 3

Dieser Flight hatte es in sich. Die zwei Bernsteins waren wahre Grand Crus. Der Sorte Pinot Noir machten sie in jedem Fall alle Ehre. Der Clos de la Roche mit Biss und kühler Note, voller Druck, Tiefe und Länge während im Mazis-Chambertin mit Finesse, Frische und Eleganz im Vordergrund brillierten. Sanft mit einer Saftigkeit die anregt zum Genuss.
Der Leroy Clos de la Roche hatte in der Nase wieder den Hauch Fehlerton wie seine Vorgänger, hier fehlte ganz einfach die Brillanz, Transparenz und Frische. Wenn man diese Kritik allerdings weglässt hat der Wein viel zu bieten. Ein Kraftpaket in seiner Sturm und Drangzeit. Derzeit weniger Charmes, weil noch raue, kantige Gerbstoffe sich in den Vordergrund drängen. Balsamische Art, Moos, Rauch, Kamin. Der Wein hat einen gewaltigen Druck, wirkt wie ein Langstreckenläufer der noch sein Ziel sucht. Kann mit seinem Potential gewaltig an Größe gewinnen.
Flight 4

Der krönende Abschluss, ein Flight mit drei großartigen Weinen. Griotte-Chambertin von Dugat glich einer roten Grütze, ein Korb voller dunkler, reifer Beeren. Dabei hatte er einen saftigen, fleischigen Geschmack der den ganzen Gaumen ausfüllte. Wenn die frischen Tannine erst mal reif sind… Latricières-Chambertin, von Lalou Bize Leroy lief zur Höchstform auf und rettete mit seiner Klasse den Rest der Leroy’s. Nicht üppig in seiner Frucht, sondern feinste Eleganz, nicht der Strahlemann, aber mit unheimlich viel Charmes, Funken sprühend. Aufrecht, gradlinig in seinem Gang. Ein echter Royal mit perfekter Balance, seidigen Tanninen, Säure im Gleichgewicht.
Bernsteins Chambertin „Clos de Bèze“ hat nicht nur mich, sondern die ganze Runde begeistert. Er war ohne Zweifel der Sieger des Abends. Der satte Duft war nahezu überwältigend und die Opulenz einfach großartig. Im Mund keine Spur kleiner, finessenreich, fein, frisch und zugleich reif. Glasklar, brillant, strahlend. Trotz der Kraft und Fülle schien der Wein Flügel zu haben. .
Das Beste dabei sein Preis – und die Aussicht, dass 2010 noch besser sein soll.
Ich freu mich drauf!
Mehr unter:
www.extraprima-weinversand.de