11.07. Abflug München – Bilbao
Pünktliche Landung mit der LH um 18:15. Uhr. Mit dem Taxi geht’s direkt zum Porto Deportivo, 20 Minuten Fahrt, der Taxler spricht nur Baskisch und etwas Spanisch, aber durch Verständigung mit Händen und Füßen hab ich das Ziel erreicht.
Helmut (der Kapitän) und Moni (seine Frau) erwarteten mich – ich entdecke die Parga schon von weitem als schönstes Schiff im Hafen!
Nach kurzem Einchecken, hatte ja nur drei Taschen mit 37 T-Shirts, gab’s schon den Begrüßungstrunk, oder war’s umgekehrt?
Egal, es gab einen Cremant von Sipp aus dem Elsass. Sehr fein – ganz trocken, weiches Mousseux, feine Frucht. Die Flasche war in Bälde leer. Dabei haben wir den Plan für die drei kommenden Wochen festgelegt – es kam dann alles ein bisschen anders als gedacht.
Danach fing Moni mit ihrer eigentlichen Kunst an – Kochen! Das hat sie dann auf der ganzen Tour immer wieder bewiesen. Kochen auf kleinstem Raum – super! Es gibt hier keinen Speisenplan der Reise, auch keine Liste dessen was wir alles getrunken haben, aber Highlights der Küche an Bord, Restaurant’s und ein paar interessante Weine.
Zum Start der Reise verwöhnte uns Moni mit leckerem Linsensalat, Kalbsleber mit Äpfeln und feinen Franz. Kartöffelchen – köstlich. Zum Trinken gab es Grünen Veltliner “Der Ott” von Bernhard Ott 2008, mir wohlbekannt.Jetzt erst trinkreif, saftig, frisch und ganz gut. Dann Pinot Noir von Schlumberger aus 03, der mit Kraft und feinen Tanninen überraschte. Als ich später im Bauch der Parga die vielen Weinflaschen, als Vorrat gedacht, sehen durfte, war ich platt. Wir schafften es vor Mitternacht in die Kojen. Am Tag danach kam alles anders als geplant und das blieb so unberechenbar – auf der ganzen Reise.
2.Teil Bilbao
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Am nächsten Tag war Wetter fürs Museum, und weil in Bilbao das berühmte Guggenheim steht, gehen, radeln wir dort hin. Vom Hafen Deportivo durch die Vorstadt Getxo, dann in die Metro und nach ca. 10 Minuten sind wir dort. Trotz des Wetters gibt es eine lange Warteschlange vor der Kasse. Es ist ja Urlaubszeit.
Die Ausstellung, ein Eldorado der Moderne, ist teils so modern, dass wir uns sehr schwer tun. Wir staunen über viele Gegenstände, auch Bilder die wir nicht verstehen. Doch es gabt auch einige, mir schon bekannte Highlights, die ich sehr bewundere und immer wieder gerne sehe, weil sie feste Ausstellungsstücke des Museums sind. Nach knapp 4 Stunden gehen wir zum Lunch! Nein, nicht in das hochgelobte Restaurant im Museum, das war bei meinem letzten Besuch leider nicht so lobenswert, und es ist kurz nach 15 Uhr. An die spanischen Essenszeiten müssen wir uns erst gewöhnen.
Wir wählen die kleine Taberna de Vinos, Museo Berria, gleich um die Ecke, C/Iparraguirre 4. Der Schinken und die Würste über der Theke sehen verführerisch gut aus. Wir wählen: Lomo, Chorizo, Pata Negra und Iberico “Bellota” Das ist Schinken vom schwarzfüssigen Schwein, allerbester Herkunft und Reife. Dazu grüne Pimentos vom Grill und später eine Auswahl spanischer Käse. Junger Rioja wäre z.B. als roter Wein eine passende Begleitung, aber Helmut und Moni lieben Weißwein, das zieht sich durch die ganze Reise. Ich bestelle einen Verdejo von Martivilli aus der Region Rueda. Hellgrüngelb, sehr feine, blumige und vegetale Duftnoten wie Fenchel und Stangensellerie. Kernige Säure… wir sind zufrieden.
Auf dem Heimweg decken wir uns im Feinkostladen La Granjain Getxo ein. Die Weinauswahl ist sehr gut, die Preise noch im angemessenen Rahmen.
An Bord gab es nach kleinen Köstlichkeiten, zarte Entenbrust mit Kartoffeln aus der Normandie. Dazu tranken wir den 2006 La Montesa, ein leichter Stil von Rioja, mit viel roten Früchten, zarten Tanninen, köstlicher Begleiter zur super zarten Ente. Die Nacht über regnet es.
Am Mittwoch wollten wir segeln. Aber kein Wind und kein schönes Wetter. Wir planen eine Stadtbesichtigung und davor einen Besuch im Bauch der Stadt, dem Mercato. Hier kann man sofort sehen, dass in dieser Region des Landes gerne und viel Gutes gegessen wird. Die Preise von den fangfrischen Fischen über das überwältigende Fleischangebot sind unvorstellbar günstig. Wir wollen es nicht glauben, 7,00 € für ein kg (!) frischer Langostinos. Wir fragen bei unserem Einkauf immer wieder nach, aber alles hat seine Richtigkeit und entspricht den ausgeschriebenen Preisen. Die schweren Taschen ziehen unsere Arme in die Länge. Die Stadtbesichtigung wird verschoben.Der Schiffsbauch ist gefüllt, morgen kann es losgehen. Das klappte leider nicht, Moni mußte mit plötzlich aufgetretenen Schmerzen zum Arzt. Das wurde eine längere Angelegenheit, hat sich aber wieder eingerenkt, sodass wir die Reise am Freitag fortsetzen konnten.
3.Teil Auf nach Santander
Bei herrlichem Wetter und wenig Wind sind wir nach einigen Hafentagen in Bilbao ausgelaufen in Richtung Westen nach Santander. Die Küste erinnerte mit ihrem satten Grün und den felsigen Bergkuppen eher an Irland oder Schottland. Dazwischen viele kleine Sandstrände, sie zählen zu den schönsten in Spanien. Nach knappen 40 Seemeilen kamen wir in Santander an.
Die Städtische Marina vor der Altstadt war komplett, so dass wir in die einige Meilen entfernte neue Marina mussten. Das erschwerte unsere täglichen Besuche in der City. Dennoch haben wir wegen der schlechte Wetterlage mehrere Tage in Santander verbracht.
Historische Sehenswürdigkeiten gibt es keine zu besuchen, sie sind alle bei dem großen Brand in der Stadt, 1941, zerstört worden. Ein rascher Wiederaufbau folgte. Bemerkenswert war die Aufteilung der Stadt: Den Hafen im Rücken, den Bahnhof vor Augen, geht man links in den weit weniger anspruchsvollen Teil der Stadt einkaufen. Geht man nach rechts, kann man in Boutiquen mit den besten Marken der Welt shoppen, flanieren, essen & trinken in feinen Tavernas, Bars und Restaurants. Viele empfehlenswerte Adressen gibt es, einige haben wir selbst ausprobiert. Lebensmittel einkaufen macht auch hier Spass. Aber San Sebastian ist nicht zu toppen. Das ist und bleibt die Adresse in Spanien, wenn es um Feinschmeckerei geht.
Einen Tipp für Mittags zum feinen Lunch ist das “Dias Desur“, in der Cale Herman Cortes 47. Von Pintox ( Tapas) über typische spanische Küche bis zu Gerichten aus aller Welt, hier findet jeder etwas für seinen Geschmack, vorausgesetzt er bekommt einen Tisch. Ich hatte 6 Verduras a la parrilla und einen raffinierten Burger “La Mac Foie”. Aus der gut bestückten Weinkarte mit sehr günstigen Preisen, bestellte ich 2010 Verdejo, Dos Victorias von José Pariente, Rueda. Ein wunderbar duftender Wein. Frühlingsblüten, reife Birnen, Äpfel, saftig und frisch im Gaumen, wir waren zufrieden und kommen wieder.
Dagegen wirkte die “Bar del Puerto” sündteuer, die Küche dort war ordentlich, aber alles andere weniger empfehlenswert.
Ein weiterer Tipp ist das “Restaurante La Bombi“. Ein traditionsreiches Haus mit sehr schönen Räumlichkeiten und einer bestens bestückten Weinkarte. Die Küche gilt als die beste der Stadt. Reservieren ist unbedingt empfohlen. Entlang der schönen Marina kann man nach all den Genüssen herrlich flanieren.
4.Teil Abseits großer Städte – Natur & Kultur in Kantabrien
Die nächsten Tage verbrachten wir an Land mit dem Radel. Einen Tag fuhren wir mit dem Zug von Santander nach Santillana del Mar, einer mittelalterlichen Stadt mit gepflasterten Straßen, historischem Ortskern und herrlichen Bauten aus dem 15.-18. Jh.Wunderschön die Fassaden, Gassen, der Ortskern und die Stiftskirche Santa Juliana, die mit ihrem Kreuzgang für mich ein Höhepunkt der sakralen Baukunst darstellt. Schon Jean Paul Satré sagte, Santillana sei für ihn die Schönste Stadt in ganz Spanien. Man kann kaum widersprechen.
Nach ein paar regnerischen Tagen segeln wir am Freitag den 22.07.11 nicht wie geplant nach Courona sondern retour gen Westen nach Castro Urdiales. Ein sehr schönes, altes Fischerstädtchen in der Regio Cantabrien. Es liegt eingebettet in eine Bucht, in der wir vor Anker gehen. Wir rudern mit dem Schlauchboot an Land wo wir das bedeutendste Bauwerk der Hochgotik, die Santa Maria aus dem 13.Jh besichtigen. Der alte Stadtteil, Puebla Vieja, ist mit seinen Arkadengängen, unter denen zahlreiche Restaurants zum Naschen einladen, die Verführung schlecht hin. Wir bleiben auch und bestellen im Restaurant “Marinero” nicht nur zahlreiche Gläser Vino Albarino und Verdejo, sondern auch köstliche Tapas wie Sardinas, Pulpo, Muscheln, Tortilla. Nach einer bewegten Nacht an Bord, der Schiffsverkehr im Hafen war sehr rege, segelten wir anderntags weiter Richtung Westen.
Bei herrlichem Sonnenschein und Wind schafften wir es fast ohne Motor bis in den Hafen von Zumaia, einer entzückenden Kleinstadt, umgebenvon einem Amphitheater aus grünen Bergen, an einem der schönsten Flecken der Küste Gipuzkoas. Die 8 km lange Steilküste ist ein geologisches Kleinod.
Die spektakulären FLYSCHS (Gesteinsedimente durch Hangrutschen entstanden) sind die unbekanntesten Naturschätze Spaniens. Nebst der gotischen Kirche aus dem 13.Jh. gibt es zwei kleine Museen, eine schöne Marina, viele alte Herrenhäuser und natürlich der kleine Sandstrand. Die Pilgerroute des Jacobsweges führt direkt durch das Städtchen.
Im gegenüber liegenden Getaria wachsen die Trauben an den Hängen für die regionale Weißweinspezialität “Txakoli“. Das ist ein trockener, frucht und säurebetonter, leichter Wein der deutlich an Riesling erinnert und in jeder Bar in großen Bechergläsern serviert wird. Eine Köstlichkeit, die selten exportiert wird, schade!
In Zumaia bleiben wir bis Mittwoch den 27.07. Dann brechen wir auf, zurück nach Bilbao. Hier setzen wir unsere Erkundungen der Stadt fort, schlemmen in den Restaurants und probieren die unterschiedlichsten Chacoli. Die zwei besten Hersteller für diesen Weißwein sind Etxaniz und Virgen de l’Orea. Im Puerto Deportivo entdeckten wir ein einfaches, aber erstklassiges Fischrestaurant “Parrillas del Mar“, welches mit Muscheln und frischem Fisch viele Feinschmeckertempel in den Schatten stellte. Samstag gab es ein großartiges Feuerwerk zum Auftaktder Segelregatta und meinem Abschied. Bye,bye Parga!
Am Sonntag Morgen bringen mich meine Gastgeber, Moni und Helmut zum Taxi, und der Flieger bringt mich pünktlich zurück nach München wo ich wieder festen Boden unter den Füßen habe.[/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]