Ohne meinen Weinfreund Uwe wäre ich im Weingut Völcker sicher nie gelandet, obwohl ich Weine aus dem Ort Mußbach bei Neustadt, Völckers Heimat, schon aus meiner Zeit als Sommelière kannte. Allerdings war keiner dabei, an den ich mich erinnern müsste. Umso überraschter war ich über Uwes Freude, als er mir die Rotweincuvée N°4 aus 2009 schenkte und ich erstens den Wein nicht kannte und zweitens vom Weingut noch nie etwas gehört hatte. Ein Treffer für ihn, für mich allerdings auf den zweiten Blick auch. Vorweg gesagt: Der Wein schmeckte wunderbar, seine Frische im Mund erinnerte mich an einen Tanz auf dem Eis.
Probiert habe ich die Flasche wenige Tage danach, im November 2011. Die Farbe, tiefdunkles Granatrot mit schwarzem Kern. Opulentes, weitgeöffnetes Aroma, von dunklen Beeren, Blüten, Früchten und mediterranen Gewürzen. Kurz nach dem Einschenken konnte der Duft im ganzen Raum wahrgenommen werden. Im Geschmack war die Reife der Trauben vordergründig. Saftig, sanfte Tannine, schmalzig, rund, keine Ecken und Kanten. Ein Schluck, dem der zweite in Kürze folgen sollte. Ich hatte große Mühe, mich in Disziplin zu üben und die Flasche über Tage hinweg zu beobachten, um zu erfahren, wie lange sich diese Frische denn halten würde. Nach knapp zweiwöchiger Tortur war dann alles vorbei. Flasche leer, der Wein immer noch ohne wesentlichen Anzeichen von Oxydation oder früher Alterung. Der Wein war eine Klasse für sich, für mich einfach wunderbarer Trinkgenuss.
Danach folgte ein kurzfristiger Entschluss:
Auf meinem Weg zur Burgunder Blindprobe bei Extraprima in Mannheim, am 11.01.2013 mache ich hier einen Zwischenstopp und schaue mir das Weingut an. Von dieser Idee wollte ich nicht mehr lassen, informierte mich im Internet, suchte nach Einkaufsquellen, Preisen. Ohne Erfolg, schließlich schrieb ich eine E-Mail an Herr Völcker und siehe da, mein Wunsch für einen Besuchstermin wurde erfüllt, mit Weinkaufen wurde es allerdings nichts. Die knapp 9 Hektar, die von Völcker und seiner Familie bewirtschaftet werden sind in ihren Erträgen bewusst so knapp gehalten, dass die Weine in ihrer Qualität strahlende Beispiele präsentieren. In wenigen Wochen nach der Füllung, noch im ersten Viertel des Jahres sind sie ausverkauft. Hier gilt das gesunde Prinzip der freien Marktwirtschaft: Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst. Kein Theater mit Verteilen hier und dort. Schade, aber das hat auch was.
Der Keller ist ein Gewölbe aus dem16.Jahrhundert und bildet das Herzstück des Weinguts. Die Ost-West Ausrichtung des Sandsteingewölbes bietet optimale Bedingungen für eine naturnahe Weinbereitung. Ich frage mich heute noch, wie es möglich sein kann, dass ein so scheinbar einfacher Keller am Ende eine architektonische Meisterleistung darstellt. Noch nie habe ich in einem so tiefen Keller eine so klare, frische Luft einatmen können, frisch wie eine Brise Meeresluft mit einem Hauch Salzigkeit und Mineralität. Hier ruht zwar der Wein (eine übersichtlich kleine Menge) aber ich könnte mir diesen Ort auch gut als Ruhestätte in warmen Sommermonaten vorstellen.
Auf die Frage, was er denn im Keller so anders macht als die berühmten Kollegen aus der ganzen Nachbarschaft, antwortet Völcker ganz schüchtern: „Nichts, oder besser gesagt: weiß nicht. Ich bin allerdings vom ersten bis zum letzten Moment selbst im Weinberg und das ist heute bei wenigen noch eine Selbstverständlichkeit. Ich erziehe meine Reben selbst und lasse sie bis zur Ernte auch nicht aus den Augen.” Jacques Reynaud, ein legendärer Winzer aus Châteauneuf-du-Pape, erzählte einst das Gleiche. Vielleicht ist auch das ein Teil des Geheimnisses, warum die Weine so gut, so natürlich gut schmecken.
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Meine Probe: Hier ein Auszug….
sie begann simpel, sehr simpel (und auch das spricht für den Kraft, Frische und enorme Sympathie ausstrahlenden Winzer) mit einer Literflasche
2012 Müller-Thurgau, trocken
Zart und delikat im fruchtig, leicht blumig angehauchten Duft. Ich dachte erst an Auxerrois, vielleicht sogar ein Blend aus verschiedenen Sorten. Im Mund feingliedrig, leicht, frisch mit feiner Säure und leichter Textur. Ein Durstlöscher ja, aber nicht ohne Pepp, ich meine mit feiner Rasse. Der Preis? Unvorstellbar: 4,00 €
2012 Weißburgunder, trocken
Schon deutlich fülliger in der Aromatik, das Bessere ist des guten Feind. Aber auch hier standen weiße Blüten, Frühlingswiese, Klarheit und die Frische im Vordergrund. Mehr Frucht, ein Hauch weniger Würze. Wirkt filigran, fast zerbrechlich, reinigt aber den ganzen Gaumen und macht Lust auf weitere Schlucke. Preis: 5,50 € – Wer einen WB dieser Klasse und dieses Preisniveaus findet, hat Chancen mein persönlicher Assistent zu werden
2011 Riesling „Bienengarten“, trocken
Pure Exotik in der Nase, von Ananas über Mango, Kiwi, Sternfrüchte oder Litschi. Zurückhaltend, nahezu schüchtern oder noch verschlossen. Hier fehlt eindeutig noch Zeit für Entwicklung. Die Kraftanlagen sind vorhanden, die kräftige Textur wirkt glasklar, glockenhell und die Säure wirkt zentriert im Kern des Weines. Abwarten lohnt sich und der Preis von 8,00 € sucht seinesgleichen bei dieser Qualität.
2012 Chardonnay, trocken
Auf der Preisliste ist das die Nummer 13. Zufall? Weiß nicht, jedenfalls ist dieser brave, herrlich aromatische Wein nicht wirklich Chardonnay, nicht Fisch nicht Fleisch. Die ausgeprägte Aromatik und relativ hohe Säure passen nicht wirklich zur Sorte Chardonnay und zu diesem stoffigen, reichhaltigen Körper. Die Barriqueversion aus 2011 ist da viel typischer, mehr Chardonnay – zart im Holz, Toast, Haselnuss, Karamell ich würde sogar behaupten ein Typ Chablis. Preise: 6,50 € und 12,00 €, beide mehr als fair kalkuliert.
Zu den Rotweinen
Fassproben sind grundsätzlich keine verbindlichen Bewertungen, daher erspare ich meinen Lesern diese Notizen (eine Ausnahme mache ich nur bei Bordeaux, dank meiner jahrelangen Erfahrung vor Ort).
2005 Spätburgunder (Barrique)
Das war eine Flasche von den letzten sechs im Keller der Völckers. Vielen Dank für die Ehre!
Brillantes Karmesinrot, kein Orange oder Brauntöne zum Glasrand. Mancher Burgunder, z.B. die der Domaine Leroy, haben mit diesem hellen Rot viel Ähnlichkeiten. Die Konzentration in seinem Duft ist bemerkenswert. Ein Aromenrad von Waldbeeren, Gräsern, Kräutern und Gewürzen. Die Struktur wirkt gereift kraftvoll, dennoch irgendwie filigran mit ihren feinkörnigen Tanninen. Süße im Geschmack, aber in Form von Reife, nicht Zucker. Der Wein animiert, macht Lust und Spaß am Genuss. Ich habe notiert: durch und durch sexy!
2011 Krappgarten Rotweincuvée, trocken
50% Merlot, 25% Cabernet Franc, 25% Cabernet Sauvignon. Diesen Wein beschreibe ich im nächsten Newsletter von Vita Bix, Anti Aging
2009 Cabernet Sauvignon
Die Reben wurden 1998 gepflanzt.
Tiefdunkel, dicht bis zum Kern mit strahlendem Glanz. Die Nase ist immer noch sehr verschlossen mit schokoladigen Anklängen und Röstnoten. Saftig, Hagebutte, Holunder und Brombeer, rote Bete. Leicht pfeffrig wie bei gereiften Cabernets. Elegante Erscheinung mit feingeschliffenen Tanninen, nahezu seidig. Ein Gentleman im Seidentuch.[/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]